Wie das im versteckten, kleinen Saarland nun mal so ist: Kommen gute Bands, ist die Meute da und will feiern und geile Mucke hören. So auch am letzten Novemberwochenende, als sich Lygo und N.T.Ä. angekündigt hatten.
Nach einer nahezu endlosen Parkplatzsuche um das Studio 30 herum, hatten meine Mitstreiter*innen und ich lediglich einen Fußmarsch von knapp 20 Minuten hinter uns zu bringen, um dann schließlich den Auftakt des feucht-fröhlichen Punktheaters zu verpassen. Und das war mehr als ärgerlich, denn die Lokalmatadore aus Saarbrücken, N.T.Ä., ballerten schon ordentlich drauf los, als wir endlich unser erstes Kaltgetränk genießen konnten. Was gibt es zu N.T.Ä. eigentlich noch zu sagen, außer, dass sie live ein richtig geiles Brett abliefern mit allen Elementen des simplen, aber druckvollen Punkrocks. Und zudem haben sie mit Nadine Nevermore eine Vocalistin im Gepäck, die mit einer begnadeten, rauhen und zutiefst rotzigen Stimme ausgestattet ist, die jeden Auftritt der Band zu einem Ohrenschmaus macht! N.T.Ä. waren wie immer eine Bank und so hatte Pistolero in der Umbaupause Gelegenheit zum ein- oder anderen Schnack in guter Gesellschaft, unter anderem mit der netten Bordsteinkante-Kollegin Violetta Gun.
Dann kamen Lygo, die für meinen Geschmack zur Zeit eine der besten deutschsprachigen Punkbands sind, weil sie so unglaublich druckvoll, gereizt, dynamisch und gleichzeitig auf eine unterschwellige Art melodisch daherkommen. Mittlerweile haben sie ihr drittes Album, das auf unserem Kumpel-Label Kidnap Music erscheint, veröffentlicht und knüpfen live dort an, wo sie vor Corona zwangsgestoppt wurden. Festgefahrene Lebensentwürfe, gesellschaftliche Verhältnisse, die ein Grund für Wut sind, sind nur einige textlich-musikalische Finessen der Band, die aus Bonn stammt und mittlerweile in Köln ihrem Alltag nachgeht. Von allen Platten wurden ihre Highlights herunter geballert, dass dem gut gefüllten Saal Vergleiche der frühen Turbostaat, Frau Potz und Angeschissen, ins Gedächtnis kommen mussten. Kein Bein stand angewurzelt auf dem Boden, alle machten mit und feierten gemeinsam mit Lygo den Tourabschluss der Band.
Alle hatten Spaß, das Bier war kalt (genau, nicht warm ;)) und ein weiterer Abend, der Beleg dafür war, dass Punkrock so verdammt ehrlich sein kann, ging leider viel zu früh zu Ende.
Mr. Pistolero