Erinnern an die Opfer Gewalttaten in der Nacht vom 09.11.1938
Es wird nie aufhören wichtig zu sein sich zu erinnern welche Gräueltaten von Menschen an Menschen begangen wurden. Und schaut man so um sich scheint es immer wichtiger zu werden sich zu erinnern und laut gegen den Hass zu sein.
Vielleicht sind euch schon auf dem Weg nach Hause diese kleinen Messingsteine mit den Namen aufgefallen. Diese Stolpersteine sollen an Opfer des Naziregimes erinnern.
Wir wollen den Tag heute zum Anlass nehmen euch ein paar Schicksale zu den Namen auf den Steinen erzählen. Wir haben und dafür Steine aus Saarbrücken ausgesucht.
Also schaut doch mal öfter nach unten und vielleicht entdeckt ihr einen Stolperstein.
Ihr wollt mehr tun als nur den Namen auf dem Stein zu lesen? Dann nimmt euch heute nen Schwamm und Putzmittel und poliert bei einem Abendspaziergang den Stolperstein in eurer Nachbarschaft. Hier eine Anleitung:
Du benötigst
- Metall- oder Messingputzmittel (zum Beispiel aus dem Drogeriemarkt)
- Küchenschwamm mit rauer und weicher Seite (kein Stahlschwamm!)
- Ein bisschen Wasser in einer Flasche zum Nachspülen
- Küchentücher, oder besser ein Wischtuch
Und schon kann es losgehen:
- Eine kleine Menge Putzmittel auf den Schwamm geben (nicht direkt auf die Messingplatte)
- Den Stein mit dem Reinigungsmittel einreiben und etwas antrocknen lassen
- Messing mit dem Schwamm polieren, bis der Stolperstein wieder glänzt und die Schrift gut lesbar ist
- Wenn der Stolperstein noch nicht ganz sauber ist: Die oben genannten Schritte wiederholen
- Das Reinigungsmittel mit etwas Wasser abspülen
- Eventuell verbleibende Putzmittelspuren mit dem Wischtuch aufnehmen
So und nun zu den Menschen hinter den Steinen:
…geb. am 24. Dezember 1901 in Saarbrücken, war eine hoch gebildete junge Frau und Tochter des gleichnamigen evangelischen Pfarrers. Sie wuchs in der Spichererbergstraße 71 auf. Ab den 1920er Jahren erkrankte sie an Depressionen. Mit der Diagnose einer Art Schizophrenie besuchte Berta mehrere Heilanstalten und wurde im August 1925 „ungeheilt“ in die Merziger Anstalt verlegt. Es folgten weitere Klinikaufenthalte, sie wurde wahrscheinlich in Homburg zwangssterilisiert und im September 1939 anlässlich der Evakuierung nach Herborn verlegt. Am 24. Januar 1941 nach Hadamar gebracht und am gleichen Tag ermordet. Den Eltern wurde mitgeteilt, sie sei an einer Lungenentzündung verstorben.
*24. April 1889 in Frankfurt am Main
Sozialdemokratin schon im ersten Weltkrieg. Mitbegründerin der Arbeiterwohlfahrt.
Emigrierte am 02. Mai nach Saarbrücken und kämpfte gegen den Anschluss des Saargebiet an Hitler-Deutschland.
Verhaftung und Auslieferung an die Gestapo Juni 1942
hingerichtet in Berlin-Plötzensee am 9. Juni 1944
…geb. 4 November 1900 in Otzenhausen.
Ab 1930 Mitglied der KP und ab 1932 im Stadtrat in Saarbrücken und kämpfte gegen die Angliederung an das Hitler-Deutschland.
Gegen Peter Roth wurde Anklage im Zusammenhang mit dem sogenannten „Rote Hilfe-
Prozess“ erhoben. Dieser wurde an sechs Tagen im Januar 1938 vor dem
Oberlandesgericht Hamm gegen 24 Frauen und Männer aus Saarbrücken durchgeführt.
Das Gericht tagte in Saarbrücken und verkündete am 18. Januar gegen die neun Frauen,
zwölf Arbeiter und zwei Rentner insgesamt 94 Jahre und zehn Monate Zuchthaus und
sechs Jahre und 10 Monate Gefängnis-Strafen.
Gegen Peter Roth wurden neun Jahre Zucht haus „für ausreichend und erforderlich
angesehen.“ Außerdem sprach man ihm di e bürgerlichen Ehrenrechte für die Dauer von
zehn Jahren ab. Am 16. Juli 1943 kam der ehemalige Saarbrücker Beigeordnete Peter
Roth im Zuchthaus Siegburg unter ungeklärten Umständen ums Leben.
Josef Klemmer,…
…geb. am 6. März 1879, war aktives Mitglied der Kommunistischen Partei und kämpfte bei der
Saarabstimmung 1935 gegen die Rückgliederung zu Hitler-Deutschland.
Er wurde am 5. Februar 1937 verhaftet und von der Gestapo am Schoßplatz verhört und gefoltert. Dabei wurden ihm Maßnahmen angedroht „über die er noch staunen werde“. Klemmer wurde wegen Hochverrat angeklagt und saß über 5 Jahre in Haft, am 18. April 1942 wurde er entlassen. Die ganze Familie stand im Focus der Gestapo. Die angedrohten Maßnahmen bekamen seine verheirateten Töchter Franziska Guldner und Emma Bauernfeind zu spüren.
Josef Klemmer überlebte die NS-Zeit und verstarb am 11. Februar 1960.
Franziska Guldner (geb. Klemmer),…
…geb. am 26. Oktober 1908 in Ormesheim, wurde im Saarbrücker Bürgerhospital zwangssterilisiert. Grundlage dafür war der Beschluss des Erbgesundheitsgerichts Ludwigshafen vom 14. Februar 1942, das sich dabei auf „angeborenen Schwachsinn“ berief. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie vier gesunden Kindern bereits das Leben geschenkt.
Franziska Guldner wurde nie als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt. Franziska Guldner verstarb am 2. Juli 1985 im Langwiedstift in Saarbrücken, eine Entschädigung wurde ihr verweigert.
Emma Bauernfeind (geb. Klemmer),…
…geb. am 5. April 1915, seit 9. August 1937 mit dem Bäcker Walter Bauernfeind verheiratet. Sie hatte einem gesunden Sohn bereits das Leben geschenkt und war im sechsten Monat schwanger, als bei ihr Ärzte im Saarbrücker Bürgerhospital eine Zwangsabtreibung vornahmen. Sie töteten nicht nur das sechs Monate alte ungeborene Baby, sondern auch Emma Bauernfeind, die an den Folgen des Eingriffs kurze Zeit später am 3. April 1941 verstarb
Jg. 1875
Opfer des Pogroms
Gefängnis Lerchesflur
tot durch Folter 13.11.1938
P.S.: Ihr wollt noch mehr infos? Dann lest hier weiter:
https://www.saarbruecken.de/kultur/stadtgeschichte/stolpersteine_in_saarbruecken