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Midsummer Records/ https://midsummerrecords.de

Pistolero hatte wieder mal Langeweile und weil er zufällig mit Tim von Midsummer Records auf einem Konzert unterwegs war, wurde das mit der Besprechung der aktuell erschienenen Small State LP auf dem  „kurzen Dienstweg“ fix eingetütet. Und wie so oft hat der Schreiberling die Deadline wieder mal verpennt. Naja, macht aber nix, denn das, was ich heute hier beschreiben darf, hat meine geringsten Erwartungen (so steht es auf der Platte drauf und ja, der Albumtitel wird von mir immer sehr ernst genommen!) genau ins Gegenteil geschaukelt. Die saarländischen Small State, die vor weit mehr als einem Jahrzehnt bereits mit „Pirates in Stereo“ ihr erstes Album veröffentlicht hatten, konnten sich fortan mit einigen Single-Releases bereits einen schnieken Bekanntheitsgrad in der Pop-Punk-Szene erspielen, der allerdings mit der Veröffentlichung dieser Langrille durch die Decke schießen dürfte. Denn das, was Max, Carsten, Sascha und Andi nach 13 Jahren Bandabstinenz hier abliefern, ist Pop-Punkrock mit College-Einschlägen, wie er sonst nur aus „Good clean California“ über den großen Teich auf unsere Plattenteller geschippert wird.

12 Songs, die von ausgefeilten melodischen Gitarren getragen werden, gehen quasi mit der Teleskopstange durch den staubigen Pop-Punk-Keller und machen sogar die entlegensten Ecken wieder frei von langweiligen Genre-Spinnweben. Hier gibt‘s ne musikalische Mixtur aus Blink 182 mit einer Prise Millencolin und einer Garnitur der grandiosen Pegboy. Und wenn Pistolero diese durchaus bekannten Größen in den Mund nimmt, dann liegt das nicht daran, dass ihm keine anderen Bands zum Vergleichen einfallen, sondern weil er die oben genannten Szene-Ikonen gegen Ende seiner heranwachsenden Phase durchaus gerne in seinem Walkman gehört hat!

Gespielt werden Slow-, Mid- und Uptemop-Beats, die von den Vocals, die jederzeit so klingen, als käme die Band aus einem englischsprachigen Gebiet auf der nicht immer so liebenswerten Welt. Das klingt alles so verdammt gut, dass ich Small State bescheinigen darf, dass die Band meiner Einschätzung nach ab sofort mit den wenigen wirklich bekannten Punkrock-Größen des Saarlandes auf eine Erwähnungs-Stufegehoben werden sollte.

12 Songs, die vom ersten Umrunden der Rillen einfach nur Spaß machen und wie die Liebhaber*innen des herzlichen Punk-Rocks hier ohne Zweifel gemerkt haben dürften, ist meine Stimmung ausnahmsweise mal nicht auf Krawall gebürstet, sondern die Jungs  bringen mein Herz ja fast schon in einen samtweichen (wie es beim Eierkochen so schön umschrieben wird;)) Gemütszustand. Coole Melodien, abwechslungsreiches Songwriting. Was soll ich sonst noch sagen, außer dass dieses zarte Stück Vinyl einfach bockstark geworden ist!

Anspieltipps sind wieder mal sehr schwer zu benennen, aber bei meinem ersten Hörvergnügen sind mir im Besonderen die Stücke „23“, „Golden boy“, „The farewell“, „Since you‘re gone“ und vor allem das grandiose „Don‘t pour me another drink“ in den Ohrschnecken hängen geblieben.

Small State können DIY, die Jungs sind antifaschistisch, und Pro-LGBTOIA+ und mit ihrer Forderung nach Positivität und Gleichberechtigung für alle treffen sie einen Kern, der sich eigentlich mittlerweile in  jede menschliche Kreatur eingenistet haben sollte (was aber immer noch lange nicht so ist und deshalb muss es immer wieder betont werden, bis es auch die letzten Dullis gecheckt haben!).

#supportyourlocals im Saarland und überall dort, wo‘s geile Musik gibt! Denn genau dafür setzt sich Pistolero lieber an seine Schreibmaschine und berichtet mit flotten 24 Anschlägen die Minute über Bands, anstatt auf seinem leofarbenen Wallach den verzweifelten Versuch zu starten, seine Hinterwälder Rinderherde weit nach Sonnenuntergang ins Gatter zu treiben!

Fuck Angrillen, hört mehr Punkrock! 

Small State im Internet: https://www.smallstate.de